wir haben unsere angekündigte Umfrage unter Künstlern aus allen Kunstsparten abgeschlossen!

Über 60 Personen aus dem Bereich Fotografie, Darstellende Künste, Literatur, Musik und Theater wurden erreicht und befragt, was uns wertvolle Einblicke und Kontakte in die Szene verschafft hat. Ich möchte an dieser Stelle allen Beteiligten meinen Dank aussprechen. Diese Umfrage, so viel kann ich vorwegnehmen, brachte unerwartete Ergebnisse. Aber zuallererst möchte ich mich für die Verzögerung entschuldigen. Es ist nach wie vor nicht einfach, in einem von Krieg zerrütteten Land effektiv zu arbeiten. Es ist ein zäher Prozess, und ich danke für eure Geduld und euer Engagement.

Nun aber zur Umfrage. Wir haben nicht nur allgemeine Fragen zur aktuellen Lage in der Kunstszene gestellt und erfragt, sondern auch gezielt nach spezifischen Bedürfnissen der Künstler in ihrer aktuellen Situation gefragt.

Kyjiw hat sich in eine widersprüchliche Welt aus Alltag und Kriegsgrauen verwandelt. Cafés und Theater sind offen, die Supermärkte gut bestückt – eine Scheinnormalität. Doch die seit zwei Jahren in Kraft getretenen Ausgangssperren, die den Tag abrupt um 22:00 Uhr beenden, prägen das Leben der Bewohner. Normalität und Absurdität wechseln sich ab, und Zukunftsängste zehren an der Substanz. Wie es in kleineren Städten oder auf dem Land aussieht, mag man sich gar nicht erst vorstellen. 

EIN MENTAL HEALTH PROGRAMM

Quelle: Artikel „Ukraine invasion: ‚Welcome to Hell‘ – the message facing Russian invaders as Kyiv prepares for the fight of its life“ /// Sky News

Die Menschen sind müde, leben von heute auf morgen, ohne langfristige Pläne, in einer Stadt, die seit 2 Jahren wie zu Pandemiezeiten nachts in Stille versinkt.

Die Künstler sprechen von belastenden Gedanken und quälenden Gewissensfragen, mit denen sie irgendwie leben lernen müssen. Sie berichten von Bildern und Geschehnissen, die sie nicht allein verarbeiten können und die sie nachhaltig von ihrer Arbeit abhalten. Dies kam für uns unerwartet und hat uns wirklich berührt.

Das ukrainische Gesundheitsministerium schätzt, dass bis zu 10 Millionen Menschen einem Risiko für mentale Erkrankungen wie Depressionen oder posttraumatische Belastungsstörungen ausgesetzt sind, wobei geschätzt 3 bis 4 Millionen Menschen potenziell Medikamente erhalten könnten.

Eine >>soziologische Studie, dass die Bevölkerung aufgrund des psycho-emotionalen Stresses um 10 bis 15 Jahre „altern“ könnte. Krankheiten, die normalerweise im höheren Alter auftreten, könnten sich 10 bis 15 Jahre früher zeigen. Künstler sind in dieser Situation besonders gefährdet durch unsichere Arbeitsbedingungen, fehlendes Einkommen, Selbstzweifel, Sensibilität, Empathie und das Stigma der „Zurückgebliebenen“.