Quelle: Vladyslav Riaboshtan | Foto: Vladyslav Riaboshtan

Die Kunst von Vladyslav Riaboshtan

Luftangriffe ohne Ende – Alaska-Gipfel bringt keine Wende / UAHP: Fünf Künstler in Therapie, hundert auf der Warteliste / Vladyslav Riaboshtan zeigt sein Gesicht – und sein zerstörtes Atelier

#Neuroflex #war #UAHP #VladyslavRiaboshtan

Quelle: ARD Tagesthemen | Ersteller: Evgeniy Maloletka | Credit: dpa

Die Kunst von Vladyslav Riaboshtan

Luftangriffe ohne Ende – Alaska-Gipfel bringt keine Wende / UAHP: Fünf Künstler in Therapie, hundert auf der Warteliste / Vladyslav Riaboshtan zeigt sein Gesicht – und sein zerstörtes Atelier

#Neuroflex #war #UAHP #VladyslavRiaboshtan

Die Ukraine erlebt weiterhin massive russische Luftangriffe. In der Nacht zum 29. September überzog Russland das Land mit über 800 Drohnen und 13 Raketen. Ein neuer Rekord. Mindestens vier Menschen starben, Dutzende wurden verletzt. Der erhoffte diplomatische Durchbruch wurde nicht erreicht. Der Trump-Putin-Gipfel Mitte August endete ohne Waffenruhe. Im Gegenteil: Russland verstärkt seine Angriffe. Die europäischen Partner bekräftigen ihre Solidarität und liefern weitere Luftabwehrsysteme. Doch der Krieg geht weiter – und mit ihm das tägliche Überleben unter Beschuss. Und in dieser Realität arbeiten, schaffen und leben ukrainische Künstler.

UAHP IM REGELBETRIEB

Es gibt großartige Neuigkeiten: seit Ende Mai 2025 ist das Ukrainian Artists Health Program (UAHP) vom Testbetrieb in den Regelbetrieb gewechselt. Seitdem befinden sich fünf Künstler in kontinuierlicher therapeutischer Behandlung durch Neuroflex. Der Start war nicht einfach: sichere Geldtransfers, die Organisation der Bewerber und gleichzeitig zu ermöglichen, auch anonym teilnehmen zu können. Ich habe lange geknobelt, um alles so transparent, sicher und nachvollziehbar zu machen, wie nur möglich! Jetzt läuft es. Die Feedbacks der Künstler sind überwältigend.

Wie es funktioniert: Künstler bewerben sich, die künstlerische Tätigkeit wird bestätigt, sie kommen in eine Warteliste und erhalten der Reihe nach Zertifikat, Künstler melden sich bei Neuroflex, das fragt uns, ob das Zertifikat gültig ist, Therapie beginnt – auf Wunsch anonym, bei einer Abrechnung bestätigen die Künstler jede einzelne Behandlung. Alles ist transparent und sauber. Eure Spenden – jeder Cent – kommt da an, wo es gebraucht wird!

Quelle: Art Crossing Borders | UAHP Poster 2025

Aber… Der Bedarf ist enorm. Als ich zu Anfang eine Werbung auf einer einzelnen Plattform geschaltet habe, erhielten wir über 100 Bewerbungen auf einen Schlag. Ich habe alles sofort gestoppt, aber auch ohne aktive Kampagne erreichen uns weiterhin viele Anfragen. Bei einer durchschnittlichen Therapiedauer von mindestens sechs Monaten und nur fünf verfügbaren Plätzen eine wirklich belastende Situation. Seit einem halben Jahr warten also über 95 Künstler mit zum Teil erschütternden Lebensläufen und großartigen Kunst auf einen Platz. Sie schreiben mir – ich kann sie nur vertrösten.

Derzeit suche ich nach Förderprogrammen. Mehrere Anfragen wurden bereits gestellt, aber wie so häufig – die erwarteten Absagen sind eingetroffen. Mal liegt es an dieser, mal an jener Klausel. Ich bleibe dran, aber ich richte nochmal die Bitte an euch: Falls jemand Kontakte zu möglichen Förderern hat, der gewillt ist, regelmäßig zu unterstützen oder jemanden kennt, der Interesse an einer direkten Unterstützung des Programms hätte – bitte meldet euch!

Ein Therapieplatz kostet etwas mehr als 100 EUR pro Monat. Gerne vermittle ich auch Patenschaften!

Quelle: Vladyslav Riaboshtan | Name: The tunnel up | Material: Canvas, mixed media, 160 x 200 cm, 2025

DIE U-BAHN

Vladyslav wurde 1996 in Dnipro geboren. Seine Kindheit war geprägt von Fabriken, Eisenbahnen, unvollendeten U-Bahnen und industriellen Objekten – eine Atmosphäre, die seine Arbeit bis heute prägt. Er studierte an der renommierten National Academy of Fine Arts and Architecture in Kiew, wo er seinen Bachelor in Staffelei- und Formenmalerei und anschließend seinen Master in Monumentalmalerei machte. Vladyslav arbeitet mit Öl, Acryl, Siebdruck, Aerosol, Mixed Media und Fotografie. Seine Arbeiten wurden unter anderem auf der Art Basel in der Schweiz gezeigt, im Graz Museum in Österreich, im Ujazdowski Castle in Warschau, in der ERSTE Foundation in Wien sowie in zahlreichen weiteren Einzel- und Duo-Ausstellungen und Residenzen in Kiew, Litauen, Polen und der Ternopil-Region. Die Liste ist lang und zeigt die Qualität und Reichweite seiner Arbeit.

Vor dem Krieg arbeitete Vladyslav an einer großen Serie über Kiewer U-Bahn-Stationen. Als der Krieg begann, evakuierte er sich in eine andere Stadt. Seine Familie blieb in Dnipro. Nach einigen Monaten begannen die gesundheitlichen Probleme: hoher Blutdruck, Bewusstseinsverlust, Krampfanfälle. In seiner Bewerbung für das UAHP schreibt er: “Manchmal scheint es mir, dass ich eine Verbindung sehe – zu nächtlichen Raketenangriffen, zu starkem Stress oder wenn meine Eltern streiten und wütend aufeinander sind. Übrigens schrien sie auch in meiner Kindheit sehr viel, ich erinnere mich daran.” Die Ärzte diagnostizierten Epilepsie, verschrieben starke Medikamente. Doch sein emotionaler Zustand blieb sehr instabil. Vladyslav wusste: Er brauchte mehr als medizinische Behandlung. Er brauchte psychologische Unterstützung.

Quelle: Vladyslav Riaboshtan | Name: Arsenalna station | Material: Canva, acrylic, oil, 160×200 cm, 2025

Mit dem Krieg verwandelte sich auch seine Kunst grundlegend. Die U-Bahn-Stationen wurden zu Schutzräumen, zu sicheren Zonen vor Raketen und Explosionen. Seine Arbeiten zeigen heute nicht mehr die industrielle Ästhetik seiner Kindheit, sondern Menschen auf Matratzen in unterirdischen Gängen, das Licht am Ende langer Korridore, die Hoffnung und das Warten. „Für mich ist es sehr wichtig, diese persönliche Erfahrung in meinen Arbeiten zu zeigen, sie nicht zu ignorieren, sondern zu transformieren, die Emotionen zu erforschen, die ich jeden Tag fühle“, schreibt er.

Dann, vor wenigen Wochen, traf eine Drohne sein Atelier in Kiew. 

Er schreibt mir: „Einige Arbeiten wurden dennoch beschädigt“…“(es gibt keine Fenster mehr, die Wand und Decke bröckeln). Ich bin noch im Schockzustand.“

Er wendet sich auch an uns alle: „Ich bin ihnen allen wirklich von Herzen dankbar für die Möglichkeit, mit einem Psychologen und Psychiater zu sprechen. Sie geben mir eine echte Chance auf Fortschritt und eine Perspektive zur Verbesserung meiner Seele. Was unmittelbar meine Produktivität als Künstler beeinflusst, und für mich alles ist. Meine Psyche und meine Kunst sind miteinander verbunden.“

Falls sie sich für Vladyslavs Arbeiten interessieren, stelle ich gerne Kontakt her. Falls jemand ihn beim Wiederaufbau seines Ateliers unterstützen möchte, kann er gerne eine Spende mit dem Hinweis „Vladyslav Atelier“ tätigen. Wir werden ihm eure Unterstützung direkt zukommen lassen.

>> Spenden sie Jetzt!

Quelle: Vladyslav Riaboshtan | Name: Shelter 3 | Material: Canvas, acrylic, 100×150 cm, 2025

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