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Second Truth
Eine preisgekrönte Kurz-Stummfilm Serie, in der sich Künstler, Filmemacher, Musiker und Journalisten aus der ganzen Welt in kurzen Videos mit sozialen und politischen Brennpunkten unserer Zeit auseinandersetzen.
Julian Friedrich | September 2021 | #projekt #theater #person #puppentheater #schauspieler #puppenspieler #regisseur
Unter dem Label „Second Truth“ befassen sich Künstler, Filmemacher, Musiker und Journalisten aus der ganzen Welt in kurzen Videos mit sozialen und politischen Brennpunkten unserer Zeit. Die entstandenen Musikfilme (Melts) kommen dabei ganz ohne Worte aus und sind eine Mischung aus Music-Clip und Kurzfilm.
DIE WAHRHEIT IST RELATIV
In Zeiten der sozialen Medien sind wir tagein, tagaus Zeuge der Tragweite dieser Aussagen. Durch unsere Vernetzung ist ein öffentlicher Raum entstanden, der bis heute unreguliert ist. Im Gegensatz zu den sog. herkömmlichen Medien wie Zeitungen und dem analogen Fernsehen wird in diesem neuen Raum jeder von uns zu einem Sender in einem Krieg um die Wahrheit und die Deutungshoheit unserer Realität. Diejenigen, die für uns die Ereignisse der Welt interpretieren (deren Verpflichtung es ist, darüber zu berichten, was tatsächlich geschehen ist), werden für uns und unsere konsistente Sicht auf die Welt immer wichtiger.
Die Menschen, die unter „Second Truth“ Melts veröffentlichen, möchten unseren Blick erweitern – uns eine Alternative anbieten sowie eine „zweite“ Sicht auf die Wahrheit.
„Wahr ist immer nur das, was zu einer bestimmten Zeit wahr ist.“
MELTS
„Second Truth“ nennt seine Beiträge „Melts“ und
definiert diese wie folgt:
Ein Melt besteht im Wesentlichen aus drei Elementen: eine Haltung repräsentiert durch eine Person, ein Thema gestellt durch eine soziopolitische Frage und ein Kommentar durch Musik.
Kommen diese drei Elemente zusammen, entsteht, laut Second Truth, ein visueller, politischer Essay – eine kurze eindringliche Abhandlung über die Fragen unserer Zeit. So sollen Nachrichten und Headlines, die normalerweise an uns vorbeirauschen und keine bleibende Spur mehr in unserem alltäglichen Leben hinterlassen, wieder eine emotionale, greifbare Geschichte werden, die uns öffnet, empathisch macht und – im besten Fall – uns wieder miteinander ins Gespräch kommen lässt. Zumindest in der Theorie klingt das verlockend in einer Zeit der voranschreitenden Spaltung unserer Gesellschaften.
KINO, KONZERTE
Wem die Kurzfilme und deren Hintergründe noch nicht reichen, der kommt spätestens dann ins Grübeln, wenn „Second Truth“ davon spricht, all diese Filme zusammen mit kleinen Making-ofs in einem fulminanten, durchchoreographierten Konzert zu präsentieren. Zudem sollen diese Konzerte nicht etwa auf Musikfestivals oder in Clubs stattfinden, sondern in den zum Teil ums Überleben kämpfenden Programmkinos. „Second Truth“ sieht sich in Tradition mit den im 19. Jahrhundert aufkommenden Kinoerklärern, die in besonders dramatischen Weisen die
in besonders dramatischen Weisen die Handlungen des Stummfilms erklärend begleiteten. In Japan erlangten die sog. Benshi so große Berühmtheit, dass sie teilweise zusammen mit den jeweiligen Filmen auf Plakaten präsentiert wurden.
EIN NEUES FORMAT
Die Art und Weise, wie „Second Truth“ Weltpolitik, Theater, Kino und Konzert zusammenbringt, ist quasi die Kernaufgabe von Art Crossing Borders. Sie bringt den Film in einer universal und über Landesgrenzen hinweg verständlichen Form wieder zu seinen Wurzeln und prägt eine neue Kunstform aus. Dieser Weg ist überaus beschwerlich. Jeder, der sich mit der Produktion von Filmen auseinandergesetzt hat, weiß, wie langwierig und Kraft raubend dieses Vorhaben ist. Es macht keinen wirklichen Unterschied, ob man einen abendfüllenden Blockbuster produziert oder einen Kurzfilm. Die Arbeit am Material und an der Idee bleibt größtenteils die gleiche.
Art Crossing Borders möchte „Second Truth“ auf seinem Weg begleiten, denn als neues Format kann es zu einem leuchtenden Beispiel für die Kunstwelt sein, indem es sich in einer neuen Weise mit den Themen des Publikums befasst. In unserer heutigen Zeit ist der Gedanke des Zusammenkommens, physisch und auch gedanklich, ein hehres und wichtiges Ziel.
Wichtige Arbeiten
#01_gravity
01 Gravity
„01 – Gravity“ ist ein liebevoll gezeichneter Animationsfilm von Katharina Potratz. Ohne auf jemanden mit dem Finger zu zeigen, begleiten wir einen kleinen Flüchtlingsjungen auf seinem Weg in ein neues Land. Ein Land, das gespalten ist.
Der Film erhielt zahlreiche Auszeichnungen und ist der erste aus der Stumm- und Kurzfilm-Serie „Second Truth“ von Julian Friedrich, der auch den Song „Gravity“ schrieb. Im Text schreibt er über die Gedanken und Sehnsüchte einer zwischen Globalisierung und Krieg verlorenen Generation, die älter ist, als sie sein sollte.