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Igor Fedirko
Ein preisgekrönter Theaterregisseur und Teil einer neuen Generation von ukrainischen Theatermachern
Julian Friedrich | September 2021 | #projekt #theater #person #puppentheater #schauspieler #puppenspieler #regisseur
Igor Fedirko ist ein ukrainischer Regisseur, Schauspieler und Puppenspieler. Er wurde 1990 in Korsun-Shevchenkivskyi geboren, studierte an der Nationalen Karpenko-Karyi Universität für Theater, Film und Fernsehen in Kiew und ist dort bereits in seinen jungen Jahren Vorsitzender der Nationalen Vereinigung der ukrainischen Puppentheater UNIMA und zweimaliger Träger des renommierten Pectoral-Preises.
Zurzeit arbeitet er am Nationalen Akademischen Puppentheater Kiew und führt dort seit 2017 die kreativen Prozesse. Er gehört zu einer jungen Generation von Künstlern, die in einer Zeit der Öffnung auf der Suche nach einer neuen Balance zwischen Tradition und Erneuerung sind. Er teilt dabei das Schicksal vieler seiner Zeitgenossen, die
von ihren Vorgesetzten nicht unterstützt, sondern ausgebremst werden.
Unter seiner Federführung sind bis heute mehr als 16 Inszenierungen entstanden, die sich – so wie allgemein erwartet – vorrangig an kleine Kinder richten. Doch in den Aufführungen „Lungs“, „Nika Turbina“, „Oskar“ und „Kaidash Familie“ wird explizit ein erwachsenes Publikum angesprochen. Mit Themen wie Tot, Gewalt, Sex und Beziehung entwickeln die Stücke dabei eine solche Tiefe und Intensität, dass man sich zuweilen die Augen reiben muss, da sich das ganze Drama zum Teil nur auf einer winzigen Bühne abspielt. Das Wort Puppen-„Theater“ kommt hier erst richtig zum Tragen und es stellt sich die Frage, warum die Kasperle und Pinocchios eigentlich so unterschätzt werden.
Die kleinen Bühnen und die Puppen als Idole sind geradezu ideal für eine digitale Zukunft. Sie können überall eingesetzt werden, ihre Gestik ist universal verständlich und international, leicht zu synchronisieren und mit wenig Aufwand entstehen fantastische Szenarien. Ein Stadt‑, ein Weltraum‑, ein Dschungelabenteuer; all dies ist, im Gegensatz zu aufwändigen Filmkulissen, leicht
zu bewerkstelligen. Mit neuen Formaten könnten die Marionetten und Puppen das Internet und so unsere Kinder- und Wohnzimmer erobern. Sie haben das Potenzial, Tradition mit der Moderne, Handwerk mit der digitalen Welt und Geschichte mit der Zukunft zu verbinden. Und das alles in einer großartigen, traditionsreichen Kultur, die jene gute, nachhaltige Werte repräsentiert, die Eltern händeringend suchen. Wie würden Papa und Mama wohl reagieren, wenn ihr Kind urplötzlich zu ihnen sagt: „Ich will diese spannende Serie sehen. Lasst uns ins Theater gehen!“?
Art Crossing Borders möchte diese Entwicklung fördern und unterstützt Igor Fedirko bei seinen Projekten. Der Verein möchte ihn, seine Ideen und sein Theater einem größeren Publikum zugänglich machen und mit ihm zusammen einen wechselseitigen Austausch von jungen Theatermachern zwischen Deutschland und der Ukraine initiieren. Es wird ein neuer Blick auf das Puppentheater entstehen: modern, handgemacht und multimedial. Eben nicht nur Märchen für kleine Kinder. Das Puppentheater soll „erwachsener“ werden und gleichwertig aus dem Nischendasein heraus seinen Platz neben den anderen darstellenden Künsten einnehmen.
Nika Turbina
Ein Puppenspiel über das Schicksal der gleichnamigen sowjetischen Poetin (geb. heutige Ukraine, Jalta, Krim), die mit 4 Jahren schon ihre ersten Gedichte diktierte, mit 8 Jahren einen Gedichtband veröffentlichte und auf tragische Weise bereits mit 27 Jahren durch einen Sprung aus dem Fenster starb. Igors Inszenierung konzentriert sich ganz auf die Hauptfigur. Nur sie ist eine Marionettenpuppe, alle anderen Rollen werden durch Hände dargestellt. Diese Hände manipulieren, trösten, schließen mit anderen Händen Verträge, handeln zurückweisend oder ausnutzend. Dabei führt die echte, auf Tonbandaufnahmen festgehaltene Stimme von der jungen Nika Turbina, die ihre Gedichte den Zuhörern vorträgt, durch Nikas herzzerreißende und tragische Geschichte.
Lungs
Ein Zwei-Mann-Kammerspiel des englischen Autors Duncan Macmillan über Mann und Frau, die sich finden und in einem atemberaubenden Tempo durch die Höhen und Tiefen einer Beziehung schlittern. Igor inszeniert dieses Drama mit reduzierten Mitteln. Auf der Bühne ist nichts anderes zu sehen als ein Sandkasten, dessen Element er auf poetische und intelligente Weise in all seinen Formen für die Aufführung nutzt.
Auszeichnungen & Annerkennungen
#kyiv_pectoral
„2015 Kyiv Pectoral für die beste Inszenierung“
„2019 Kyiv Pectoral für die beste Umsetzung“
Projekte
Mit dem Künstler, der Gruppe oder dem Programm zusammen entwickelte Projekte, für die wir Unterstützung suchen.
Verfilmung – Inszenierung Nika Turbina
Art Crossing Borders plant zusammen mit Igor Fedirko die Verfilmung seiner gleichnamigen Inszenierung.
bereits gespendet: